Jeden Tag landen alleine in Deutschland Millionen Einwegwindeln im normalen Hausabfall und damit am Ende in der Abfallverbrennungsanlage. So weit, so normal. Aber normal ist eben nicht immer richtig. Und im Fall der Wegwerfwindel sogar alles andere als nachhaltig. Durch ihre thermische Verwertung wird zwar Energie gewonnen, es geht aber auch ganz viel verloren. Eine Windel ist ein hochkomplexes Produkt, in dem diverse Kunststoffe verarbeitet sind. Kunststoffe zu verbrennen, ist gleich aus zwei Gründen suboptimal. Erstens wird ein wertvoller Rohstoff, der eigentlich dringend recycelt gehört, für immer vernichtet. Zweitens ist das Verbrennen von Kunststoff klima- und umweltschädlich. Es muss also eine bessere Lösung her. Wir von REMONDIS haben sie gefunden – oder besser gesagt gebaut. In Form einer hochmodernen und vor allem nachhaltigen Recyclinganlage speziell für Windeln.
werden aus einer Tonne Windeln gewonnen
* Durch Beimischung von Klärschlamm
Das Zauberwort beim Windelrecycling lautet thermische Druckhydrolyse. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, das Windeln eben nicht verbrennt, sondern bei 250 Grad Celsius und 40 Bar Druck einschmilzt. Infolgedessen können die einzelnen Bestandteile der Windeln – in erster Linie Polymere und Zellstoff – separiert und somit zurückgewonnen werden. Am Ende erhält man hochwertige Recyclingrohstoffe in Form von Kunststoffgranulaten und Papier, die erneut der Produktion zugeführt werden können. Und das ist noch nicht alles. Das zurückbleibende Material wird in einem nachgelagerten Prozess mit vergärtem Klärschlamm angereichert. So entsteht hochreines Biogas, aus dem sich durch Verstromung wiederum umweltfreundlich Strom produzieren lässt.
Das Erhitzen unter Hochdruck sorgt unter anderem für garantiertes Abtöten von Bakterien
Die Pilotanlage für Windelrecycling ist ein Projekt des niederländischen Unternehmens ARN, das im Bereich der Abfallverwertung tätig ist. Die Forschungsarbeit leistete die Uni Brandenburg, für die Entwicklung zeichnet Elsinga Beleidsplanning en Innovatie B.V. verantwortlich.
Im industriellen Maßstab angewendet wird das Windelrecyclingverfahren aktuell im holländischen Weurt bei Nimwegen. Hier haben wir im Dezember 2018 eine Anlage eröffnet, die noch erweitert wird. Nach Abschluss des Komplettausbaus Mitte 2021 kann die Anlage jährlich 15.000 Tonnen Windeln verarbeiten. Vorausgegangen ist dem Anlagenbau eine mehrere Jahre dauernde Versuchsreihe. Den Auftakt machte 2013 eine bewusst klein dimensionierte Pilotanlage. Seitdem haben wir das Verfahren sukzessive optimiert und letztlich zur Marktreife gebracht. Unser Ziel ist es, die Kapazitäten im Windelrecycling zeitnah auszubauen und somit den Nachhaltigkeitsbeitrag zusätzlich zu erhöhen. Mittelfristig wollen wir das Verfahren an weiteren europäischen Standorten etablieren, um auch in puncto Logistik unseren hohen Nachhaltigkeitsansprüchen gerecht zu werden. Das Abfallprodukt Windel gibt es schließlich in jedem Land.
Windeln zu recyceln, ist erheblich klimaschonender, als sie zu verbrennen. Die finale jährliche Verarbeitungskapazität der Anlage von 15.000 Tonnen Windeln entspricht einer CO2-Einsparung von 14.460 Tonnen.
Die stoffliche Verwertung gewährleisten zu können, ist nur das eine. Das andere ist, sicherzustellen, dass Windeln als eigenständige Abfallfraktion erfasst werden. Nur dann lässt sich Windelrecycling überhaupt betreiben. In einigen europäischen Ländern findet eine solche Getrennterfassung bereits statt. Andere – unter anderem Deutschland – haben entsprechende Sammelsysteme noch nicht eingeführt. Als Vorreiter im Bereich des Windelrecyclings im Speziellen und der Nachhaltigkeit im Allgemeinen setzen wir uns dafür ein, dass hier zukünftig etwas passiert. Außerdem können wir im privatwirtschaftlichen Bereich natürlich mit gutem Beispiel vorangehen. Zum Beispiel indem wir Einrichtungen wie Krankenhäusern und Pflegeheimen Entsorgungskonzepte anbieten, die das Getrennterfassen von Windeln beinhalten, und entsprechende Sammelsysteme zur Verfügung stellen.
Eines steht fest: Das Thema Windelrecycling wird zukünftig noch an Bedeutung zunehmen. Zwar gibt es immer mehr Angebote an Biowindeln, bei deren Herstellung auf die Verwendung von erdölbasiertem Kunststoff verzichtet wird. Die klassische Einwegwindel bleibt aber in absehbarer Zeit marktbeherrschend. Aktuell liegt das Jahresaufkommen an Wegwerfwindeln in Deutschland bei über drei Milliarden Stück. Hinzu kommt, dass die Windelhersteller bestrebt sind, ihren Kunden immer wieder neue, noch weiter verbesserte Produkte anzubieten. Und verbesserte Produkte bedeuten in diesem Fall noch komplexere Materialzusammensetzungen und noch ausgefeiltere Kunststoffmixe. Die Herausforderungen ans Recycling werden also ganz sicher nicht geringer. Ein Grund mehr für uns, hier weiter am Ball zu bleiben und voranzugehen.
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